Unser täglich Brot – Getreideanbau für die Tonne?

Jedes Jahr werden in Deutschland 18 Millionen Tonnen Lebensmittel weggeworfen: rund ein Drittel unseres Lebensmittelverbrauchs. Eine Studie des WWF zeigt, dass besonders oft Brot und Brötchen in der Tonne landen. Aber Hand aufs Herz, wer kennt das Problem nicht: Man kauft ein Brot und stellt dann fest, dass der Kühlschrank schon voll ist oder man eher Lust auf etwas Warmes hat. Man isst nur wenig Brot und am dritten Tag ist es außen schon ziemlich hart – der Rest landet im Müll.

Aber es gibt ein paar Tricks, die dabei helfen, weniger Brot und Brötchen wegzuschmeißen. An erster Stelle steht der bedarfsgerechte Einkauf. Reicht vielleicht ein kleines Brot? Oder gibt es die Möglichkeit, eine Hälfte einzufrieren? Auf jeden Fall lohnt es sich, Roggenvollkorn- und Schrotbrote zu kaufen, die sind feuchter und bleiben länger frisch. Und richtig gelagert hat man noch länger Freude daran: bei Zimmertemperatur und im besten Falle in einem Tontopf. Dieser ist atmungsaktiv, nimmt zu Beginn überschüssige Feuchtigkeit an und gibt sie später wieder an das Brot ab.

Wenn das Brot doch schon zu hart ist und auch toasten nicht mehr hilft, gibt es zahlreiche Rezepte wie Brotsalat oder Armer Ritter, um es wieder genießbar zu machen. Oder wie wäre es damit, Paniermehl selbst herzustellen?

Es geht aber nicht nur darum, die Lebensmittelverschwendung im Haushalt zu verringern. Im gesamten Herstellungsprozess werden Ressourcen verschwendet und unnötig CO2 ausgestoßen. Die Studie geht davon aus, dass in Deutschland jährlich die Ernte von circa 400.000 ha Ackerland weggeschmissen wird – eine Fläche größer als Mallorca!

Auch der Handel trägt seinen Teil dazu bei. In Bäckereien, Discountern und Läden bleibt rund ein Drittel der Ware auf der Strecke. Oft ist es auch hier eine Frage der bedarfsgerechten Planung. Die fällt besonders Discountern und Großmärkten schwer. Beispielsweise kann der Bäcker in einem kleinen Betrieb direkt in den Verkaufsraum gehen, und sieht, wieviel er backen muss. Kleinere Läden haben das zu erwartende Geschäft besser im Blick. Während Backshops in Discountern häufig sogar eine vertragliche Verpflichtung eingehen, bis zum Ladenschluss eine hohe Warenpräsenz zeigen zu müssen. Dass in der Folge viele Backwaren weggeworfen werden, liegt auf der Hand.

Wir haben nicht nur ein ökonomisches Interesse daran, so wenig Brot und Brötchen wie möglich wegzuwerfen, sondern auch eine ökologische Verantwortung. Deshalb passen wir die Brotbestellung jeden Tag an. Wichtig sind dabei die Anzahl an Broten, die übrig bleiben und der Wochentag. Zum Beispiel werden montags und freitags mehr Brote gekauft als im Laufe der Woche.

Unsere Backwaren beziehen wir ausschließlich von Handwerksbäckereien, die ohne Tiefkühl-Aufbackware auskommen und deshalb nicht mal eben nachliefern können, wenn uns das Brot im Laufe des Tages ausgeht. Tiefkühlteiglinge und Aufbackautomaten verwenden wir auch im Laden nicht, da das nicht unserer Vorstellung von gesunden und handwerklich hergestellten Backwaren entspricht.

Zwar blicken wir manchmal in enttäuschte Gesichter, wenn die Regale schon leergefegt sind. Aber viele Kund:innen zeigen Verständnis und sind wie wir der Meinung, dass es keinen Sinn ergibt, den Laden mit vollen Brotregalen zu schließen. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, kann sein Lieblingsbrot auch gern vorbestellen.

Wenn wir uns doch verschätzt haben und das Brotregal nach Ladenschluss noch gut gefüllt ist, bedeutet das aber nicht gleich den Weg zum Müll. Die Vortagsbrote sind etwas günstiger und werden immer noch gern gekauft. Sie lassen sich sogar besser schneiden als das ganz frische, feuchte Brot.

Und wenn wir ein Vortagsbrot aus dem Verkaufsregal nehmen, bedeutet das aber noch immer nicht, dass es direkt in die Tonne wandert. Denn unsere Köchin freut sich über „altbackenes“ und macht daraus zum Beispiel leckere Croutons, die Suppen und Salate toppen.

Und für den Fall, dass zu viele Brote aus dem Verkauf genommen werden müssen, als in der Küche verarbeitet werden können, freuen sich Sabines Haustiere über altes, trockenes Brot. Das ist für die schottischen Hochlandrinder eine richtige Delikatesse!

Links:

- Zur Studie des WWF „Das große Wegschmeissen“
- Brot richtig auftauen: Wie geht das?
- Wie wird Brot am besten gelagert?

Stand: November 2018

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